Dienstag, 31. Juli 2012

Fallensteller


Viele Spinnen und wenige Vertreter der Netzflügler und Fliegen fangen ihre Beute mit Hilfe von Fallen. Aber auch einige Pflanzen in nährstoffarmen Mooren bedienen sich dieser Methode, um den Stickstoffmangen ihrer Böden auszugleichen.
                                                                                                            posted by Rudolf Hofer 

 
Gartenkreuzspinne (Araneus diademus)
Spinnen zählen zu den perfektesten Fallenstellern im Tierreich. Am vollkommensten sind die Radnetze, wie sie von Kreuzspinnen gebaut werden. Die zum Netzbau notwendige Spinnseide (ein spezielles Protein) tritt an den Spinnwarzen des Hinterleibes aus. Die Festigkeit der Spinnseide ist mit der von Nylon zu vergleichen, aber doppelt so dehnbar. An den Radien (Speichen) werden kreisförmig Fangspiralen angelegt und mit Klebetröpfchen ausgestattet, die durch die Luftfeuchtigkeit aufquellen und die ins Netz geratenen Insekten festhalten, bis sie von der Spinne erfasst und eingesponnen werden. Spätestens nach wenigen Tagen verliert das Netz seine Funktion und wird von der Spinne aufgefressen, bevor sie ein neues baut.






 
Die meist nur1,5-3 mm großen Vertreter der Baldachinspinnen (Fam. Linyphiidae) bauen dreidimensionale Netze, die parallel zur Oberfläche baldachinartig konstruiert sind und aus mehreren Ebenen bestehen. Auffallend sind sie auf taunassen Herbstwiesen, wo die an den Fäden kondensierten Tautröpfchen im morgendlichen Sonnenlicht glitzern.


Bei Cribellaten Spinnen, wie zum Beispiel der Röhrenspinne (Fam. Eresidae), ist die Spinnseide mit feinsten Schlaufen versehen (Kräuselfäden, Spinnwolle), in denen sich die Beutetiere verheddern. Dieses Netzsystem ist beständiger und funktioniert auch in der Trockenheit. Vor der im Boden befindlichen Wohnröhre breitet die Röhrenspinne einen Netzteppich aus, von dem aus Fangfäden in die Umgebung ausgespannt sind.






 













Am Grunde der trichterförmigen Fallgrube sitzt der Ameisenlöwe. Gerät ein Insekt an den Trichterrand, wird es so lange mit Sand beworfen, bis es auf den Grund der Falle abrutscht. Dort angekommen, injiziert der Ameisenlöwe mit seinen dolchartigen Kiefern Gift und Verdauungsenzyme in die Beute. Das verflüssigte Gewebe wird dann aufgesogen und weiter verdaut. Die leere Chitinhülle wird zum Schluss aus dem Trichter hinausgeworfen.
Nachdem sich der Ameisenlöwe verpuppt hat, schlüpft daraus nach einer Ruhezeit die erwachsene, geflügelte Ameisenjungfer (Ordnung Netzflügler). Sie ist nachtaktiv und lebt ebenso räuberisch wie die Larve.




















Im feinen Sand unter Felsvorsprüngen baut die Larve des Wurmlöwen (Fam. Vermileonidae) – eine kleine Fliege – Fallgruben mit steilen Wänden. Fällt ein Insekt hinein, wird es von der wurmförmigen Larve umschlungen und durch deren Speichel getötet und verdaut. Anschließend saugt sie den Nahrungsbrei auf.






Der Rundblättrige Sonnentau wächst in Torfmooren. Durch den Fang und die Verdauung von Tieren gleicht er die Nährstoffarmut dieser Böden aus. Die Fangblätter sind mit langen Tentakeln ausgestattet, die an der Spitze einen klebrigen Tropfen tragen. Davon angelockte Insekten bleiben kleben und werden langsam von den Tentakeln in die Blattmitte gezogen. Abgesonderte Verdauungssäfte führen schließlich zur Auflösung der Beute und die chemisch aufgeschlossenen Bestandteile werden vom Blatt aufgenommen.
Wie bei allen carnivoren Pflanzen sind die Blütenstände hochstielig, um die bestäubenden Insekten nicht zu gefährden. 




Die weiß oder blau-violett blühenden Fettkräuter (Pinguicula sp.) wachsen auf nassen, saueren Böden. Die fleischigen Blattrosetten scheiden an ihrer Oberfläche ein klebriges Sekret aus, das in der Lage ist, winzige Insekten festzuhalten. Dabei können sich die Blätter etwas einrollen. Die Beute wird dann mit Hilfe ausgeschiedener Verdauungsenzyme aufgelöst und die Bestandteile werden resorbiert.


 



Fotos: focusnatura.at