Dienstag, 1. Mai 2012

Schnecken


Viele Gartenbesitzer führen jedes Jahr einen erbitterten Kampf gegen Schnecken. Dabei ist nur die Spanische Wegschnecke am schlechten Ruf der Schnecken schuld. Aus Südwest-Europa stammend, hat sie sich erst in den 1970er Jahren in ganz Europa ausgebreitet. Bei vielen Gemüsesorten sind Abwehrstoffe gegen Pflanzenfresser weggezüchtet worden - sie sind dadurch nicht nur für Menschen, sondern auch für Schnecken attraktiver geworden.
Die heimischen Arten sind nur wenig oder überhaupt nicht schädlich, da sie sich vorwiegend von absterbendem Pflanzenmaterial oder vom Algenbewuchs ernähren. 
                                                                                                          posted by Rudolf Hofer 
Bild Paarung: wikipedia                                     
Bild Operculum: wikipedia
Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) ernährt sich hauptsächlich von weichen oder welken Pflanzenteilen; sie richtet im Garten kaum Schäden an und steht bei uns unter Naturschutz. Unter natürlichen Bedingungen kann sie bis zu acht Jahre alt werden. 
Im Winter vergräbt sich die Weinbergschnecke und verschließt die Schalenmündung mit einem Kalkdeckel (Epiphragma, Bild links). Die beiden Fühlerpaare sind die wichtigsten Sinnesorgane der Landlungenschnecken. Das obere Paar trägt am Ende Augen.
Wie alle Lungenschnecken ist die Weinbergschnecke zwitter. Beim Paarungsspiel richten die Partner ihren Körper gegeneinander auf (Bild oben) und rammen sich den 11 mm langen Liebespfeil in den Fuß. Ein damit übertragenes Sekret steigert den Paarungserfolg bei der darauffolgenden gegenseitigen Begattung. 



Die Weinbergschnecke wird als Delikatesse geschätzt. Da sie unter Naturschutz steht, werden die Tiere in Schneckenfarmen gezüchtet. In den Handel kommt hauptsächlich die viel leichter züchtbare, ursprünglich südeuropäische Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum). Hält man sie trocken, verschließt sie die Schalenmündung mit einer aushärtenden Membran, um Wasserverlust zu vermeiden. In dieser Form kann sie problemlos transportiert werden.















Die Garten-Bänderschnecke (Cepaea hortensis) oder Weißmündige Bänderschnecke ernährt sich von Aufwuchsalgen und totem Pflanzenmaterial - sie ist daher im Garten unschädlich. Das Gehäuse ist sehr variabel, einfärbig gelb bis braun oder mit dunklen Bändern gezeichnet, hat aber immer einen hellen Schalenmund. Bei der ähnlichen Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) ist der Schalenmund dunkel.


Die Baum-Schnirkelschnecke oder Gefleckte Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum) bevorzugt feuchte Standorte und ist vom Tal bis in Höhen von über 2500 m zu finden.









Landlungenschnecken kriechen mit wellenförmigen Kontraktionen ihrer Fußmuskulatur (Streifenmuster im Bild) auf einem selbst erzeugten Schleimteppich. Zurück bleibt eine Schleimspur, die nach dem Austrocknen silbrig glänzt.






Die Große Turmschnecke oder Märzenschnecke (Zebrina detrita) bevorzugt sonnige und trockene Standorte auf Kalkböden, wie z.B. Magerrasen, Weinberge und trockene Wiesen. Sie ist bei feuchtem Wetter aktiv; angeheftet an Pflanze überdauern sie Trockenperioden. Man findet sie z.B. entlang des Grauen-Stein-Weges in Hötting-West. Die Turmschnecke ist eine der Zwischenwirte des kleinen Leberegels.





Nacktschnecken, wie die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) haben ihr Gehäuse vollständig rückgebildet. Die südwesteuropäische Art wurde in Österreich erstmals 1972 nachgewiesen. Heute ist die gelblich, rot oder braun gefärbte Spanische Wegschnecke zur Plage geworden (bis zu 12 Individuen pro m2), weil das feuchte Wetter Mitteleuropas für sie optimale Bedingungen bietet und sie wegen des bitteren Schleimes ungenießbar für Fressfeine ist. Nicht zuletzt wegen ihrer höheren Toleranz gegen Trockenheit hat sie die ähnlich aussehende heimische Rote Wegschnecke völlig verdrängt. 


Paarung zwischen zwei Spanischen Wegschnecken

 









Bild: wikipedia
Beim bis zu 20 cm langen Tigerschnegel (Limax maximus) ist das Gehäuse bis auf ein kleines Kalkplättchen im Mantel reduziert. Schnegel unterscheiden sich von den Nacktschnecken u.a. durch einen Rückenkiel am Fußende. Der Tigerschnegel frisst totes Pflanzenmaterial, Pilzgeflechte und Aas; er richtet im Garten keine Schäden an! Da sein Bestand vielerorts gefährdet ist, sollte er unbedingt geschont werden, zumal er auch Nacktschnecken und deren Gelege frisst.

Faszinierend ist sein komplexes Paarungsspiel (linkes Bild), bei dem sich die Partner umschlingen und von einer erhöhten Position an einem Schleimfaden abseilen. Unterhalb des Kopfes hängen die die ausgestülpten Geschlechtsorgane der Schnecken.


                                              Video zur Paarung der Tigerschnegel


Die 4,5 - 6 cm große Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) lebt in stehenden Gewässern und muss an der Wasseroberfläche Luft zum Atmen holen. Bei tiefen Temperaturen genügt die Hautatmung. Sie kann zeitweises Trockenfallen oder Durchfrieren ihres Gewässers überdauern. Als Allesfresser ernährt sie sich von zarten und abgestorbenen Pflanzen, Algen, Aufwuchs und Aas. Die Schnecke kann auch auf der Unterseite der Wasseroberfläche entlang gleiten. Wasserlungenschnecken haben nur ein Fühlerpaar, die Augen sitzen an der Basis.
Spitzschlammschnecken sind Zwischenwirt von Saugwurmlarven (Zerkarien), die beim Menschen Badedermatitis verursachen.


Gelege einer Wasserlungenschnecke



Auf der Kopfunterseite befindet sich eine mit mikroskopisch kleinen Zähnen besetzte Raspelzunge, mit der Schnecken Pflanzenmaterial zerkleinern oder Algen, Pilze und Flechten vom Untergrund abraspeln. Im Bild eine Posthornschnecke, die den Belag auf einer Aquarienscheibe abweidet.






Die Abbildung zeigt das Raspelmuster, das eine Schnecke auf einer mit Algen bewachsenen Oberfläche hinterlassen hat.



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